Sanierung der Schlange – Barrierefreiheit II

Der Mieterbeirat hat im Vorfeld des letzten Sanierungsbeirats ein Papier verfasst, welches im Zuge der Sanierung und einer sicheren Baustelleneinrichtungen auf die besonderen Anforderungen für mobilitätseingeschränkte Menschen eingeht. Dieses Papier wurde auf am 18.02.20205 im Beisein von Vorständin Sandra Wehrmann vorgestellt. Es wurde seitens degewo zugesagt, die Baustellenplanung entsprechend anzupassen.

Jetzt, knapp 2 Monate später, ist die Baustellenabsicherung weit fortgeschritten. Als letzter, gravierender Schritt, steht Ende April noch die vollständige Sperrung des baustellenseitigen Gehwegs unter der Brücke einschließlich der Sperrung der Tiefgaragenausfahrten aus.

Da sich in den ersten Absperrungen sowie den Ankündigungen erhebliche Gefahrenpunkte und Barrieren zeigten, hat der Mieterbeirats in Kooperation mit Behindertenvertretern am 4. April erneut Degewo angeschrieben:

Sehr geehrte Frau Wehrmann, sehr geehrte xxx,

wie bereits auf dem letzten Sanierungsbeirat angesprochen, berücksichtigt die geplante und zum Teil auch schon umgesetzte Baustelleneinrichtung keine Bedürfnisse von Mietern mit Beeinträchtigungen (insbesondere Mobilitäts- und Sehbeeinträchtigungen). 

Es wurde von Ihnen vermittelt, dass Sie sich um diese Problematiken kümmern. 

Folgende Missstände der Baustelleneinrichtungen sind uns aber bisher aufgefallen:

1 Wiesbadener Straße: Fahrbahnen verschoben

–       Unter, vor und hinter der Brücke beidseitig alle Parkplätze weg

–       Komplettsperrung des südlichen Fußweges, damit

       Kein direkter zur Bushaltestelle auf der südlichen Seite

–       Keine Absenkungen in einem Abschnitt von 100 m

–       Keine Querungsmöglichkeiten außer beide Ampeln -> erhebliche Gehwegverlängerung

2 Westseite Gehweg zwischen Wiesbadener Straße Dillenburger

Zugangsweg zu den Wohnungen West D-E auf der gesamten Länge Erdgeschoss bis 3. Etage

Keinen Zugang zur Wiesbadener Straße, 

Mobilitätseingeschränkte Menschen können nicht die Treppen nutzen und haben Zugang nur noch über Dillenburger mit erheblich längeren Fußwegen.

Ggf. Lösung Schlüssel für den Durchgang  der Tiefgarage

3 Innenhof / Ostseite

Fußweg auf der Westseite von Fußgängerbrücke bis Wiesbadener Straße zu inklusive Durchweg Spielplatz. Damit ist nur der Weg über die Rampe (Südseite) möglich oder über die grüne Fußgängerbrücke, beide mit erheblicher Steigung, nicht abgesichert für blinde Menschen

Wir erwarten von Ihnen eine umgehende Problemlösung. 

Dazu gehören aus unserer Sicht nicht nur Maßnahmen zur Verbesserung, sondern auch überfällige Kommunikation. Die Mieter sind nicht über diese drastischen Einschränkungen informiert worden. So konnte sich keiner auf den Umfang der Maßnahmen einstellen. 

Das ist inbesondere für den genannten Personenkreis vulnerable Gruppen, die auf Hilfe angewiesen sind, um Anpassungen zu treffen, Hilfsdienste zu informieren etc. 

Wir erwarten eine Antwort Ihrerseits bis zum 09. April 2024. 

Ansonsten sehen wir uns gezwungen, den Weg in die Öffentlichkeit zu gehen. 

Die Situation für die Mieter ist ernst. 

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Mennicke

Sprecher Mieterbeirat Schlangenbader Str + Mitglied d.Sanierungsbeirates

Mitglied d. Netzwerk LWU Mietergremien der SIWO

Martina Retzke

Mitglied Mieterbeirat Schlangenbader Str +  d. Sanierungsbeirates

Christine Wußmann.Nergiz

Mitglied d. Sanierungsbeirates + Seniorenvertretung d. Bez. Charlottenbg-Willmersdorf

Birgit Wende

Mitglied des Behindertenparlaments des Landes Berlin

Am 10.04. antwortete die Vertreterin von Degewo:

Guten Tag, Herr Mennicke,

Gern möchte ich nochmal eine kurzen Zwischenstand geben. da alle Baustelleneinrichtungen und Veränderungen auf dem denkmalgeschützten degewo-Gelände mit dem Denkmalamt abzustimmen sind, finden derzeit noch Abstimmungen vor Ort statt. Dabei wird auch geprüft, inwieweit geeignete Möglichkeiten zur Überbrückung von Höhenunterschieden eingesetzt werden können. Derzeit bereiten wir einen Information für die Bewohner vor und werden im Bedarfsfall individuelle Lösungen suchen. 

Leider habe ich Sie telefonisch nicht erreicht, wir bleiben aber gern im Kontakt.

Freundliche Grüße

Die Situation ist inzwischen untragbar. Wir haben mehrere Menschen mit Sehbehinderung im Komplex wohnen, die sich mittlerweile ohne Begleitung gar nicht mehr aus dem Haus trauen. Gerüstaufbau und Absperrungen ragen in die Hauseingänge hinein und sich nicht abgesichert, so dass sie zu Stolperfallen für Menschen mit Sehbeeinträchtigung werden.

Die beiden Fußgängerbrücken im Innenhof sind weder für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen noch für solche mit Rollator oder Rollstuhl geeignet, da sie Abbruchkanten und Seitneigung aufweisen und in der Längsausrichtung viel zu steil sind.

Die Antwort von degewo lässt erheblich Kenntnisse der einschlägigen Vorschriften für Baustellen missen. Die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen, auf die explizit von uns hingewiesen wurden, finden überhaupt nicht statt. Dabei wird sich gerade für diesen Personenkreis die Situation noch einmal drastisch verschärfen, wenn es „richtig losgeht“, Baumaterial angeliefert wird und mit Containern und Baufahrzeugen zu rechnen ist, welches überraschend an unterschiedlichen Orten auftaucht.

Mit Befremden nehmen wir zur Kenntnis, dass der Denkmalschutz als Ursache herangezogen wird, dass man bis heute noch zu keiner Lösung gekommen ist. Die o.g. Vorschriften sind kein #Neuland und sollten Verantwortlichen einer solchen Baustelle bekannt sein, ohne dass sie mieterseitig darauf aufmerksam gemacht werden. Da es um echte Sicherheitsbelange geht, ist sehr schwer vorstellbar, dass seitens des Denkmalschutz mit Einwände zu adäquaten Lösungen zu rechnen ist. Man hätte sich wesentlich früher um das Problem kümmern können und müssen.

Besonders erschreckend ist auch, dass degewo nicht das schafft, was ein privater Bauherr in der Nachbarschaft vor der Baustelleneinrichtung geschafft hat: Sich mit Betroffenen, welche die Auswirkungen der eigenen Beeinträchtigung einschätzen können, direkt zusammenzuschließen, um eine möglichst sichere Baustelle auch für diese zu gewährleisten.

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